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Waldbrände – eine der härtesten Herausforderungen für Brandschutz und Brandbekämpfung

Mit 11,4 Millionen Hektar Waldflächen ist Deutschland eines der waldreichsten Länder Europas. Der Wald hat unschätzbare Bedeutung als Nutz- und Erholungsgebiet, zum Schutz von Lebewesen und erst recht als klimatisch hoch wirksamer Teil eines Ökosystems. Deshalb gehören die Vermeidung und Kontrolle von Waldbränden zu den wichtigen Aufgaben unserer Gesellschaft.

Verbrannter Wald 2022: dreimal so groß wie der Jahresdurchschnitt

Seit Deutschland in den 1970er-Jahren mit verheerenden Waldbränden zu kämpfen hatte, wurde eine bundesweite Statistik über Ausmaße, Verluste und Ursachen geführt. Sie zeigt, dass im letzten Jahrzehnt die Jahre 2018, 2019 und vor allem 2022 die waldbrandreichsten waren. Nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft wurden 2022 über 3000 Hektar Wald von knapp 2400 Bränden vernichtet – eine Fläche, die der Größe der Insel Borkum entspricht. Noch verheerender wüteten Waldbrände seit Beginn der statistischen Erhebungen nur 1992 (rund 4900 Hektar). Der Jahresdurchschnitt seit 1991 liegt bei 847 Hektar, was eine Verdreifachung dieses Mittelwerts im Jahr 2022 bedeutet. Die Zahl der Brände übertraf 2022 den Durchschnitt um das Doppelte. Am häufigsten brannte es in den Kiefernwäldern Brandenburgs und in Sachsen.

Ein Drittel des verbrannten Waldes fiel Brandstiftung zum Opfer

Die Ursachen für Waldbrände lassen sich in vielen Fällen nicht ermitteln. Neben Bränden aus unbekannter Ursache (42 Prozent der Brandflächen), gehen 36 Prozent des verbrannten Waldes auf Brandstiftung zurück. Weitere 11 Prozent der verbrannten Baumbestände fallen nicht fahrlässigen „sonstigen handlungsbedingten Einwirkungen“ zum Opfer. Darunter zählen beispielsweise Munitionsentzündungen auf Truppenübungsplätzen. Zehn Prozent der Brandflächen gehen auf das Konto von Fahrlässigkeit, etwa durch achtlos im Wald weggeworfene Zigaretten oder durch Campingaktivitäten. Sieht man einmal von Naturereignissen, wie Blitzschlägen, ab und geht man davon aus, dass eine Selbstentzündung in der Natur äußerst selten nachweisbar ist, lässt sich in der großen Mehrzahl der Fälle menschliches Handeln als Ursache für Waldbrände feststellen.

Aktuelle Rekordwerte über drei Jahrzehnte Brandbeobachtung

Sind zumeist Menschen bei der Entstehung von Waldbränden ursächlich, so sind die begünstigenden Faktoren fast alle natürlichen Ursprungs. Dazu gehören Dürreperioden, hohe Lufttemperaturen und Windgeschwindigkeiten und nicht zuletzt das Vorkommen von Holz in unterschiedlicher Qualität und Dichte als Brennmaterial. Das von Schädlingen hervorgerufene Baumsterben erleichtert durch ausgetrocknete Böden ebenfalls die Ausbreitung von Bränden. Alle gängigen Klimamodelle weisen eine Zunahme von Waldbränden infolge der globalen Erwärmung nach. In Deutschland hat sich wie erwähnt eine starke Häufung in den letzten Jahren ergeben, wobei darauf hingewiesen werden muss, dass es auch in der Vergangenheit immer wieder Phasen erhöhter Waldbrandintensität gab. Zumindest auf die letzten 30 Jahre bezogen, handelt es sich aktuell aber um Spitzenwerte.

Schwierige Brandbekämpfung und Risiko von Munitionsentzündung

Waldbrände können vom Boden und aus der Luft bekämpft werden. In beiden Fällen besteht das Hauptproblem in der Verfügbarkeit von Löschwasser am Brandort. Umfasst das Brandgeschehen nicht nur die Wipfel, sondern setzt sich auch am Boden fort, kann das Anlegen von Brandschneisen eindämmend wirken. Ein recht neues Verfahren beinhaltet die gezielte Sprengung von wassergefüllten Schläuchen, die möglichst nah am Brandherd platziert wurden. Mit hohen Risiken sind Munitionsvorkommen verbunden, die in Bereichen lagern, die zum Waldbrandgebiet wurden. Die Bundeswehr verfügt für solche besonderen Gefahren über einen auf dem Typ Marder basierenden Löschpanzer. Ähnliche Risiken sind mit Weltkriegsmunition und -kampfmitteln verbunden, die unbekannt unter dem Waldboden liegen und deren Entzündung den Löscharbeiten eine unberechenbare Wendung geben kann.

Früherkennung

Um Schäden größeren Ausmaßes zu verhindern, ist die Früherkennung von Waldbränden entscheidend. Deutschland verfügt über ein System optischer Sensoren mit der Bezeichnung IQ FireWatch, das aufsteigenden Rauch erkennt. Auch Luftbeobachtungen oder Meldungen aufmerksamer Bürger erweisen sich immer wieder als hilfreich für eine frühzeitige Brandbekämpfung. Zu den Präventionsmaßnahmen gehört das Anlegen von Löschwasservorräten in Waldgebieten, die auf dem Waldbrandindex als hauptsächlich gefährdet gelten. Wohl jedem bekannt sind zudem Warnschilder mit auffällig flammenförmigen Eichhörnchen. Die Tatsache, dass ein Großteil der Waldbrände durch gezielte Brandstiftung entfacht wird, entzieht sich allerdings zumeist einer Prävention durch Aufklärung und Information. Hier kommt es allein auf schnelles Eingreifen an.

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