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PFOS – das Umweltgift im Löschschaum

Die Kürzel sind ebenso verwirrend, wie deren Bedeutung wenig bekannt ist: PFAS, PFC, PFT. Dahinter verbergen sich chemische Substanzen, die in vielen Bereichen des täglichen Lebens eine Rolle spielen – etwa bei Beschichtungen oder Imprägnierung von Alltagsgegenständen.

Ihr Nutzen ergibt sich aus der Fähigkeit, Wasser, Fett und Schmutz abweisen zu können. Vor allem zwei dieser Stoffe stehen allerdings im Verdacht, Krebs zu erregen. Die Diskussion um PFAS kommt aktuell wieder in Gang, weil das Kältemittel von Wärmepumpen in den meisten Fällen diese Substanz in Form von Gasen enthält. Die Wärmepumpen-Offensive der Bundesregierung steht unter anderem auch deshalb in der Kritik von Umweltverbänden. Weniger beachtet und dennoch ein echtes Brennpunktthema: PFAS – genauer: PFOS – waren über Jahrzehnte auch Bestandteil von Löschschäumen – und lassen sich auch heute noch vielfach an Übungs- und Einsatzorten der Feuerwehr nachweisen.

PFOS in Löschschäumen nicht mehr erlaubt

PFAS steht für die Stoffgruppe der Per- und Polyfluoralkylsubstanzen. Nicht alle dieser Substanzen sind eingehend erforscht, was ihre Auswirkungen auf Mensch und Natur betrifft. Bei zwei PFAS weiß man aber inzwischen, dass sie schädlich für die menschliche Gesundheit sind und möglicherweise Krebs auslösen können. Dazu zählt PerFluorOctylSulfonat bzw. Perfluoroctansulfonsäure (PFOS), eine Verbindung aus der Gruppe der per- und polyfluorierten Alkylverbindungen. Seit 2011 gilt deshalb die Verbotsverordnung für den Einsatz von PFOS-haltigen Schaummitteln. Das Problem: Die PFOS sind sehr stabile Verbindungen. Wenn sie erst einmal in die Umwelt gelangt sind, ist eine Entsorgung äußerst schwierig. Ihre Auflösung kann nur bei sehr hohen Temperaturen stattfinden, die beispielsweise die einer Hausmüllverbrennungsanlage übersteigen.

Untersuchungen laufen bundesweit

Über viele Jahre wirkten PFOS in Löschschäumen an zahllosen Übungsplätzen der Feuerwehr und an Brandorten. Löschschäume kommen vor allem bei der Bekämpfung von Flüssigkeitsbränden zum Einsatz, unter anderem bei Bränden und noch viel mehr bei Löschübungen an Industrieanlagen, Raffinerien oder Flughäfen. Mit den Niederschlägen drangen Reste des PFOS-haltigen Löschschaums in den Boden und damit ins Grundwasser ein. Wo konkret und in welchem Umfang dies geschah, ist derzeit noch Gegenstand von Untersuchungen. In Schleswig-Holstein etwa gelten drei Verdachtsflächen, wie Recherchen des TV-Magazins Panorama ergaben, inzwischen als „saniert und unbedenklich“. Doch scheinen über Deutschland verteilt weiterhin viele solcher Flächen zu bestehen, auf denen die Feuerwehr einst Löschschaum mit PFOS verwendete. Bei diesen Verdachtsfällen geht man allgemein vom Eindringen von PFAS-Substanzen in die Umwelt aus, wozu als Untergruppe die PFOS aus Löscheinsätzen gezählt werden.

Horrende Sanierungskosten

Als besonders beängstigend erwiesen sich Stichproben in der Ochtum, einem kleinen Fluss in Norddeutschland. Dort stellten Lebensmittelchemiker bei einigen Fischen ungewöhnlich hohe Belastungen mit PFOS fest. Die Behörden rieten deshalb zum Nichtverzehr. Was aber, wenn auf Grundstücken PFOS-Rückstände nachgewiesen worden sind? In diesem Fall ist eine umfassende Sanierung dieses Geländes geboten. Weil thermische Formen der Neutralisierungen meist nicht praktikabel sind, müsste dann der gesamte Erdboden bis zum Grundwasserstand abgetragen und durch unbelastete Aufschüttungen ersetzt werden. Dieses überaus aufwendige und teure Verfahren geht bis hin zur Reinigung des Grundwassers. Die Kosten trägt der Grundstückseigentümer. Die in die Ochtum gelangten PFOS wurden übrigens bei Feuerlöschübungen auf dem Flughafen Bremen freigesetzt.

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