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Panik und Brandschutz – wie lässt sich Panik eigentlich verhindern?

Die Annahmen über das Auftreten von Panik in Menschenmengen gelten mittlerweile als überholt, insbesondere bei Brandereignissen. Dabei stellt sich die Frage, was macht Panik in Menschenmengen eigentlich aus und wie ist diese zu verhindern?

Betrachtet man Beschreibungen vom Verhalten bei Brandereignissen oder anderen Unglücken, fällt auf, dass häufig von „Panik“ berichtet wird – oder, mit einem gewissen Erstaunen, vom Ausbleiben der Panik. Beispielsweise wurde in der Berichterstattung zum Brand im Europapark Rust im Mai 2018 in etlichen Medien und auch von der Polizeipressestelle betont, dass die Räumung ohne Panik stattgefunden habe. Dahinter scheint die Annahme zu stehen, dass Menschen bzw. Menschenmengen in Gefahrensituationen „standardmäßig“ panisch werden. Diese Annahme lässt sich empirisch jedoch nicht bestätigen. Dies beschrieb der Katastrophensoziologe Enrico Quarantelli bereits 1954. Heute, etliche Unglücke mit hoher medialer Aufmerksamkeit und viele wissenschaftliche Analysen später, lässt sich sagen: Die Annahme, dass in Ausnahmesituationen stets Panik auftritt, ist wissenschaftlich widerlegt.

Bei Feuer Panik? - Eher nicht!

Analysen zeigen, dass Panik in Menschenmengen bei Brandereignissen sehr selten auftritt. Einige Autoren gehen davon aus, dass Panik verhindert wird, wenn die Möglichkeiten für eine Flucht gegeben sind, z.B. Fluchtwege bei einer Räumung klar erkennbar sind oder geführt wird, z. B. durch Evakuierungshelfer.

Maßnahmen zur Vermeidung von Panik bei Räumungen

Vorkehrungen zur Prävention von und Reaktion auf Panik können geplant und auch geübt werden. Etliche hilfreiche Maßnahmen sind im Alltag relevant bzw. entsprechen guter Praxis im Brandschutz. Es lohnt zudem, das vorhandene Wissen zum Verhalten von Menschen in Ausnahmesituationen stärker einzubeziehen, vor allem Informationsbedürfnisse, soziale Orientierung und Bedarf an Führung.

In einer Gefahrensituation bzw. wenn Panik droht müssen wesentlich restriktivere Maßnahmen ergriffen werden, so z. B.

  • Übermittlung klarer, aktueller Informationen über die Gefahr,
  • eindeutige Handlungsanweisungen für Gefahrensituationen und an die Hilfsbereitschaft appellieren,
  • direktive Führung (klare, direkte Anweisungen) zur Lenkung von Menschenmengen nutzen, Personal zur Führung einsetzen,
  • Fluchtwege freihalten bzw. zügiges Verlassen ermöglichen und Hindernisse aus dem Weg schaffen; Platz anbieten, damit Menschen sich aus einem Gefahrenbereich bewegen können.
Fazit

Eine zusammenfassende Botschaft an den Brandschutz zum Stand des Wissens über Panik könnte also lauten: Panik als unkoordinierte, angstgesteuerte Fluchtbewegung vieler Menschen gibt es, aber sie ist selten. Flucht bei Brandereignissen kann gelingen, wenn genug Platz und ausreichend Fluchtwege vorhanden sind. Bei Bränden ist Panik sehr selten – es ist wahrscheinlicher, dass Menschen zu spät mit einer Räumung beginnen. Informationen und Führung sind Schlüssel zur sicheren Räumung.

Quelle (2)

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