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Geräteintegrierter Brandschutz für eine effektive Brandbekämpfung

Etwa ein Drittel aller Brände in Deutschland entstehen durch defekte elektrische Geräte und Anlagen. In der Brandschadenstatistik 2020 der „Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes“ (vfdb) wird Elektrizität mit 31 Prozent als häufigste Brandursache genannt.

Auf ähnliche Werte kommen das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung (IfS) und der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Betroffen sind Kühlschränke, Waschmaschinen und Computer genauso wie Schaltschränke oder Steuerungselemente von Maschinen. Können schon in Privathaushalten die Folgen erheblich sein, so stehen Firmen, deren Fertigungsanlagen abgebrannt sind, oft vor dem gänzlichen Ruin. Zwar verfügen moderne Produktionsplätze über anlagentechnischen Brandschutz, doch ist dessen Effektivität nicht immer ausreichend gegeben. Wirkungsvolle und direkt am Entstehungsort des Brandes ansetzende Systeme können als geräteintegrierter Brandschutz ein Plus an Sicherheit bieten.

Wenn Sprinkleranlagen an ihre Grenzen stoßen

Die Brandbekämpfung aus der Anlagetechnik heraus wird bisher hauptsächlich von Sprinkleranlagen geleistet. An Produktionsstätten, in Büros, Lagern oder Aufenthaltsbereichen greift die Sprinkleranlage gewöhnlich nach Erreichen einer Auslösetemperatur ein. Der Brandverlauf kann jedoch je nach räumlichen Verhältnissen und dem in Brand geratenem Material zum Zeitpunkt des Auslösens bereits so weit fortgeschritten sein, dass bedeutende Werte unwiederbringlich zerstört wurden (oder Menschen in Gefahr geraten sind). Ferner muss für eine Sprinkleranlage eine beträchtliche Löschwassermenge vorrätig gehalten werden, was nicht in jedem Gebäude ohne weiteres möglich ist. So wirkungsvoll Sprinkleranlagen im Allgemeinen sind: Die genannten Defizite ließen sich durch modernen geräteintegrierten Brandschutz abstellen, ohne dass dadurch der anlagentechnische Brandschutz infrage gestellt wäre. Vielmehr handelt es sich bei der geräteintegrierten Brandschutztechnologie um eine an die jeweiligen Gegebenheiten anpassbare Alternative bzw. optimierende Ergänzung.

Warum kein Brandschutz direkt im Gerät?

Das Deutsche Institut für vorbeugenden Brandschutz (DIvB) fragt auf seiner Web-Plattform rhetorisch: „Kaum jemand käme auf die Idee, seine Wohnung während des Betriebs einer Wasch- oder Geschirrspülmaschine ohne Aquastopp-Vorrichtung zu verlassen. Aus gutem Grund: Vor Gericht gilt das als grob fahrlässig und führt regelmäßig zum Verlust des Versicherungsschutzes. Und was ist mit einem Feuerstopp? Schließlich sind die Schäden bei Wohnungsbränden meist wesentlich höher als bei Leitungswasserschäden.“ Andere Brandschutzexperten monieren, dass es in dem immensen Regelwerk an Brandschutznormen, Materialvorschriften oder Meldepflichten bislang keine Vorschriften über die Absicherung elektrischer Geräte und Anlagen durch einen integrierten Brandschutz gibt.

Präzision statt Gießkannenprinzip

Brandschutz unmittelbar am Ursachenherd im Elektrogerät ist technisch realisierbar und wird auch schon umgesetzt. Das System erkennt den Brand sofort und noch vor der Sprinkleranlage, unterbricht die Stromversorgung und setzt gezielt und maßvoll so viel Löschmittel frei, dass das erst im Entstehen begriffene Feuer gelöscht wird, ohne der Elektronik zu schaden oder größere Schäden in der Umgebung zu verursachen. Dies passiert direkt im Gerät und kann so präzise sein, das sich selbst auf empfindlichen Platinen Brandherde unterbinden lassen. Geräteintegrierter Brandschutz wirkt auf kleinstem Raum und ist Millimeterarbeit. Einige Systeme verfügen über eine Thermo-Ampulle, die bei einer bestimmten Auslösetemperatur durch den Überdruck platzt und sofort mit ihrem Löschmittel-Inhalt den noch kleinen Brand unter den Zündpunkt herunterkühlt und damit löscht. Als Löschmittel dienen High-Tech-Flüssigkeiten, die klimaverträglich sind. Auch eine Brandbekämpfung mit Kohlendioxid oder Stickstoff ist möglich. Alle diese Mittel leiten keinen elektrischen Strom und sind nicht korrosiv. Der punktgenaue Einsatz wirkt außerdem nicht so zerstörerisch auf Sachwerte wie Löschwasser von der Decke nach dem Gießkannenprinzip.

Diesem System wird die Zukunft gehören

Längst schlagen Brandschutzplaner eine Kombination aus klassischen Sprinkler- und Brandmeldeanlagen mit geräteintegriertem Brandschutz vor. Falls dieser umstandsbedingt versagen sollte, können die herkömmlichen Systeme wie gehabt das Feuer löschen oder wenigstens eindämmen. Dies wäre die wohl sicherste Entscheidung, wenngleich damit auf die Unternehmen eine gewichtige Investition zukäme. Parallel zur industriell-gewerblichen Nutzung dieser Technologie ist vorstellbar, dass die ersten Hersteller von Haushaltsgeräten den Brandschutz ins Gerät integrieren. Zumindest von den technischen Möglichkeiten her ist diese Produktverbesserung alles andere als Zukunftsmusik.

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