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Freiwillige Feuerwehr: Warum die ehrenamtlichen Brandbekämpfer unersetzlich sind

Aktiver Brandschutz und Brandbekämpfung liegen in Deutschland zum überwiegenden Teil in den Händen ehrenamtlicher Feuerwehrleute. Sie sind das Rückgrat des abwehrenden Brandschutzes in Deutschland.

Einzigartige Situation in Deutschland

Dieses im europäischen Maßstab ungewöhnliche Phänomen geht auf Organisationsstrukturen aus dem 19. Jahrhundert zurück, als viele deutsche Gemeinden Feuerwehren gründeten und diese dann verpflichtend für ein Gemeinwesen wurden. Heute verfügen grade einmal 110 deutsche Städte über eine Berufsfeuerwehr mit hauptberuflichen Einsatzkräften. Ihnen stehen 22345 Freiwillige Feuerwehren (FF) gegenüber mit über 996000 Mitgliedern (Berufsfeuerwehr: rund 31000 Mitglieder). Über eine Million Feuerwehrangehörige – das ist ein europaweiter Spitzenwert. Frankreich etwa verfügt über insgesamt 234000 Feuerwehrleute, Großbritannien über rund 60000. Dass das hohe deutsche Verhältnis von Feuerwehrangehörigen zu Einwohnern von 1,25 Prozent möglich ist, verdanken wir den vielen ehrenamtlichen Kräften.

Was die Ehrenamtlichen leisten

Ohne seine vielen Ehrenamtlichen würde das System Feuerwehr nicht funktionieren. Die Freiwilligen Feuerwehren sind nicht dauerhaft im Dienst. Nach Absolvierung einer Ausbildung stehen die Mitglieder auf Abruf bereit, gehen ansonsten aber ihren gewöhnlichen beruflichen und privaten Aktivitäten nach. Im Alarmfall eilen die Einsatzkräfte von dem Ort, wo sie sich gerade aufhalten, zu ihrem lokalen Feuerwehrdepot und rücken zum Einsatz aus.

Diese anspruchsvolle ehrenamtliche Tätigkeit, die eine ständige Bereitschaft und den körperlich fordernden Einsatz umfasst, wird nicht entlohnt. Einige Freiwilligen Feuerwehren zahlen jedoch eine geringe Aufwandsentschädigung, worauf es aber keinen gesetzlichen Anspruch gibt. Außer zu den Einsätzen treffen sich die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren zu regelmäßigen Übungen oder Ausbildungsdiensten. Freiwillige Feuerwehren haben aber auch eine wichtige soziale Funktion. In ländlichen Regionen sind sie ein verlässlicher Anker im Gemeindeleben und nicht zuletzt durch ihre karitativen Projekte und Feuerwehrfeste im Bewusstsein der Öffentlichkeit verwurzelt.

Wie die Ausbildung abläuft

Die Grundausbildung der Freiwilligen Feuerwehr – die Truppmannausbildung – umfasst zwei Teile, die insgesamt 70 bzw. 80 Stunden dauern. In denen werden neue Mitglieder in Theorie und Praxis der Brandbekämpfung, der technischen Hilfeleistung und in juristischen Fragen geschult. Diese Ausbildungszeit wird in den einzelnen Feuerwehren variabel organisiert – von wöchentlichen Terminen bis hin zu 14-tägigen-Blöcken. Auf Fortbildungslehrgängen können die Angehörigen eine Ausbildung zum Trupp-, Gruppen- und Zugführer machen. Positionen wie der Gerätewart, Maschinist oder Motorkettensägenführer sind ebenfalls unverzichtbare Ausbildungslinien, weil im Einsatz Spezialisten gebraucht werden. Diese Lehrgänge können bei der Freiwilligen Feuerwehr vor Ort stattfinden oder an den Landesfeuerwehrschulen.

Doch gibt es wie auch in anderen Bereichen inzwischen Nachwuchsprobleme. Die ständige Alarmbereitschaft, in Verbindung mit der Entfernung von Wohnort, Arbeitsplatz und dem Familienleben, ist eine Herausforderung, der sich immer weniger Interessenten stellen. Dass im Einsatzfall das Fehlen bei der Arbeit bei Lohnfortzahlung großzügig vom Staat geregelt ist, kann nicht verdecken, welche Belastung eine solche verantwortungsvolle ehrenamtliche Tätigkeit für viele darstellt. In der Nachwuchsarbeit werden solche Themen aufgegriffen und Lösungen gesucht. Auch lässt sich immer wieder beobachten, dass bei Katastrophenlagen, wie Hochwasser, die mediale Berichterstattung für einen neuen Zulauf bei den Freiwilligen Feuerwehren sorgt. Für die Gesellschaft ist es ein fortwährender Ansporn und auch Grund, stolz zu sein, dass die Brandbekämpfung hierzulande überwiegend auf Freiwilligkeit aufgebaut ist.

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