BRANDSCHUTZ – FACH­IN­FOR­MA­TIO­NEN FÜR PROFIS

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Fluchtverhalten im Brandfall

Ob Einkaufszentrum, Opernhaus oder Produktionshalle: Die Anforderungen an den vorbeugenden baulichen und anlagentechnischen Brandschutz in Sonderbauten sind hoch. Denn im Brandfall werden nicht nur die Flammen und die Hitze zu einer Gefahr.

Giftige und ätzende Rauchgase können dramatisch die Sicht behindern und bereits nach wenigen Atemzügen lebensbedrohliche Verletzungen verursachen. Umso kritischer ist es, dass vielen Menschen dieses Risiko nicht bewusst ist.

Meist vergehen nur wenige Minuten im Brandfall, bis der Rauch zu einer ernsthaften Gefahr wird. Dieses kurze Zeitfenster stellt insbesondere in öffentlichen Gebäuden wie Versammlungsstätten, Flughäfen oder Einkaufszentren hohe Anforderungen an das Sicherheitskonzept. Neben baulichen, anlagentechnischen und organisatorischen Maßnahmen muss bei der Brandschutzplanung auch das menschliche Fehlverhalten berücksichtigt werden. Trotz der Gefahren unterschätzen viele die gesundheitlichen Folgen des Brandrauchs.

So zeigen Analysen von Tunnelbränden, dass Menschen in ihren Fahrzeugen sitzen bleiben, wenn das Feuer nicht in unmittelbarer Nähe ausbricht. Die Entscheidungsfindung während eines Brandes zeigt charakteristische Merkmale, die vom gewöhnlichen Entscheidungsverhalten abweichen. Zunächst erhält der Betroffene erste Hinweise darauf, dass seine Situation sich verändert – etwa durch einen plötzlich einsetzenden Feueralarm oder auffälliges Verhalten anderer Personen. Diese Informationen lösen emotionalen Stress aus, weil sie unvollständig, mehrdeutig und ungewöhnlich sind.

Hinzu kommt das fehlende Wissen über die tatsächlichen Risiken von Rauch und Hitze. Daher nehmen die Betroffenen zunächst eine abwartende Haltung ein und orientieren sich an dem Verhalten anderer. Erst in einem zweiten Schritt interpretieren sie die Situation in Bezug auf ihre eigene Sicherheit und leiten notwendige Maßnahmen ein. Zu diesem Zeitpunkt kann der Brandrauch eine Selbstrettung bereits erheblich behindern.

Daher ist es sinnvoll, dieses mögliche Fehlverhalten bereits im Brandschutzplan zu berücksichtigen und entsprechend bauliche und anlagentechnische Maßnahmen vorzusehen. Rauchschutztüren eignen sich insbesondere für kleine Büroräume oder Flurabschnitte. Größere Räume oder Hallen müssen mit qualifizierten Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (RWA) ausgestattet werden. Sie sind ein elementarer Bestandteil des Brandschutzkonzepts und stellen im Notfall einen kontrollierten Rauchabzug sicher. Qualifizierte Rauch- und Wärmeabzugsanlagen sorgen dafür, dass toxische Rauchgase bereits in der Brandentstehungsphase abgeführt werden, sich in Bodennähe eine raucharme Schicht bildet. Damit bleibt eingeschlossenen Personen mehr Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Gleichzeitig erleichtern sie der Feuerwehr eventuell notwendige Rettungsmaßnahmen.

Quelle (15)

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