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Brandgefahr in der Tiefgarage: Was beim Brandschutz von E-Ladestationen und E-Fahrzeugen zu beachten ist

Keine Frage: Das neue Mobilitätskonzept stellt besondere Ansprüche an den Brandschutz. Wie ist das Brandrisiko tatsächlich einzuschätzen – und wie kann es gerade in Tiefgaragen durch geeignete Maßnahmen minimiert werden?

Im Sommer 2021 rollten bereits rund 440000 Elektrofahrzeuge über Deutschlands Straßen. Die Kurve an Neuzulassungen steigt rapide an. Zugleich kursieren regelmäßig Medienberichte von in Brand geratenen Autos mit Elektroantrieb.

E-Fahrzeuge nicht zwangsläufig brandgefährdeter

Die gute Nachricht zuerst: Nach Auswertung aller vorliegenden Statistiken und einschlägigen Meldungen kommen der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), die Unfallexperten der DEKRA, die Berufsfeuerwehren und der Deutsche Feuerwehrverband übereinstimmend zu dem Schluss, dass Elektroautos kein größeres Sicherheitsrisiko darstellen als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Beide hätten wegen der verbauten Kunststoffmengen ungefähr die gleiche Brandlast, Verbrenner mit ihren brennbaren Kraftstoffen womöglich sogar eine etwas höhere.

Bei Brandversuchen stellte sich ebenfalls heraus, dass die Brandgefahr bei beiden Fahrzeugtypen in etwa gleich hoch ist. Dabei zeigte sich: Risikofördernd ist weniger die Art des Antriebs als der Anteil an Kunststoffen im Fahrzeug. Gleichwohl ist jedes in Brand geratene Elektrofahrzeug noch immer eine Herausforderung für die Einsatzkräfte. Hier fehlt schlicht die Erfahrung. Die mancherorts erhobene Forderung, Stromer aus Sicherheitsgründen aus den Tiefgaragen zu verbannen, können die genannten Institutionen und Verbände jedenfalls nicht nachvollziehen.

Was gilt für die Risikozone Tiefgarage?

Dennoch bestehen in Tiefgaragen bislang nicht gekannte Brandrisiken. Denn Elektrofahrzeuge werden dort nicht einfach nur geparkt, sondern hängen auch unbeaufsichtigt längere Zeit am Stromnetz. Eine technische Fehlfunktion könnte einen Brand auslösen, der sich wegen der großen Hitze- und Rauchgasentwicklung nur schwer löschen lässt. Neben der Beschädigung anderer Fahrzeuge sind unter Umständen auch irreparable Schäden an der Tiefgarage selbst möglich. Der Bundesverband öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger e. V. (BVS) hat sich nun dieses Themas angenommen und mehrere Empfehlungen zum Brandschutz gegeben.

Zuerst einmal unterliegt die Installation einer Ladestation – Wallbox oder Ladesäule – einem strikten Reglement. Für die Ladeinfrastruktur gelten die Vorgaben der örtlichen Landesbauordnung. Ferner bestimmt die Leitungsanlagen-Richtlinie, welche genauen Anforderungen an den Brandschutz im Objekt gestellt werden. Diese bezieht sich vor allem auf die erforderlichen Elektroleitungen und wie diese durch Wände, Decken und entlang von Rettungswegen geführt werden.

Sachverständigenprüfung, Brandschutzbegehung, Rauchmelder

Der BVS empfiehlt privaten Bauherren bei Neubauten zudem die Prüfung durch einen Brandschutz-Sachverständigen. Gewerbeobjekte verfügen im Allgemeinen ohnehin über eine professionelle Brandschutzplanung. Für Bestandsobjekte, in denen Wallboxen installiert werden sollen, rät der Bundesverband den Eigentümern zu einer Brandschutzbegehung – eine Aufgabe für Sachverständige oder die Installationsfirma. Um nach Einbau der Ladestation noch den vollen Versicherungsschutz zu genießen, muss diese beim Versicherungsunternehmen angemeldet sein. Aus Erfahrung rät die BVS, ältere Gebäude dahingehend zu untersuchen, ob das aktuelle Niveau der Bauordnungen erreicht wird. Dazu bestehe zwar keine rechtliche Verpflichtung, aber aus eigenem Interesse könne hierbei noch einmal ein wichtiger Punkt für den Brandschutz gemacht werden. Der Einbau von sensiblen Rauchmeldern vervollständigt die BVS-Checkliste für Tiefgaragen.

Das sagen die Versicherungen

Tiefgaragen im Zeichen des E genießen naturgemäß die Aufmerksamkeit von Gebäudeversicherungen. Der GDV nennt mehrere Sicherungsmaßnahmen: Dazu gehören die Positionierung der E-Ladestation in der Nähe zur Zufahrt und mit genügend Abstand von mit Polystyrol gedämmten Fassaden, Brandmelde- und Sprinkleranlagen oder zumindest eine ungehinderte Versorgung mit Löschwasser, ein leichter Zugang für die Feuerwehr zur Tiefgarage sowie das Vermeiden von brennbaren Materialien an der Wallbox. Wer sich diesen Aufwand sparen und auf die vorhandenen Steckdosen zurückgreifen möchte, dürfte ein Minusgeschäft machen: Nicht nur sind Wallboxen und Säulen sicherer als Steckdosen – auch der Ladevorgang erfolgt schneller.

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