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Welche Vorteile bietet BIM im vorbeugenden Brandschutz?

Mit 8,5% erreicht das Wachstum der hiesigen Bauwirtschaft derzeit ein neues Rekordhoch. Zulieferer, Planungsbüros, Bauunternehmer aber auch Handwerker kommen derzeit kaum dazu, ihre Aufträge abzuarbeiten.

Von der einknickenden Konjunktur ist auf dem Bau noch nicht viel zu spüren – allenfalls die im Herbst 2019 sinkenden Baugenehmigungen weisen auf eine Abkühlung des Bausektors hin. Kleine und mittelständische Unternehmen laufen derzeit jedoch zumeist an ihrer Kapazitätsgrenze. In diese geschäftige und teilweise stressige Gemengelage platzt nun die Digitalisierung. Plötzlich sollen sich Unternehmen, die seit Jahren erfolgreich Gebäude geplant, gebaut oder Dachziegel hergestellt haben, mit Building Information Modeling (BIM) beschäftigen. Digitalisierung spielt im weitesten Sinne nur eine Rolle als Excel-Tabelle, Email, CAD oder mal das eine oder andere Berechnungsprogramm. Doch auf allen einschlägigen Baufachmessen bekommt BIM plötzlich ein eigenes Podium.

In einer aktuellen Feuertrutz Studie („Branchenbarometer Brandschutz 2019: Digitalisierung und BIM“) wurden Unternehmen befragt, was sie bei der Einführung von BIM bremst. Knapp 51% gaben an, dass sie „noch keinen konkreten Auftrag vom Kunden haben“. Viel spannender ist die Frage nach den Kosten, die bei der Nichtnutzung von BIM und digitalen Werkzeugen entstehen. Unabhängig davon, ob es sich um den Produkthersteller, den Fachplaner, den Errichter, den Handwerker, das Bauunternehmen oder den Betreiber handelt, traditionelles Bauen ist langsam, teuer, schwerfällig, schwierig und teilweise sogar gefährlich. Im Durchschnitt sind 30 % der Baukosten reine Verschwendung. Über 70 % der Bauprojekte enden entweder nach geplanter Projektzeit, über geplanten Kosten oder meist über beides. Die Produktivität auf dem Bau hat sich in den letzten 25 Jahren im Gegensatz zu allen anderen Branchen nicht verändert. Darüber hinaus hat die Bauindustrie einen riesigen Einfluss auf das Klima. Fast 40% der globalen CO2 Emissionen entstehen auf Baustellen und bei den Bauzulieferern. Natürlich kann man weiter ohne BIM und ohne digitale Tools bauen, aber die Kosten sind enorm, wenn die Arbeitsweise nicht verbessert wird.

Auch wenn knapp 80 % der Befragten in der oben erwähnten Studie noch nie in einem BIM Projekt im vorbeugenden Brandschutz mitgewirkt haben, erwarten mehr als 85 % der Befragten durch BIM eine erhöhte Planungssicherheit und Produktivität. Das heißt, den Befragten ist absolut klar, was ihnen die Digitalisierung und damit auch BIM bringen kann. Doch warum kommt BIM nur so langsam in Deutschland voran?

Status Quo BIM

Seit 2003 werden BIM-Projekte in den USA staatlich gefördert. Seit 2015 ist BIM Pflicht bei allen öffentlichen Bauprojekten in Finnland, Norwegen und Schweden. 2016 folgte Großbritannien und seit diesem Jahr Spanien. In Deutschland hat das Bundesverkehrsministerium 2015 einen strategischen Fahrplan zur BIM Einführung vorgelegt. Ziel ist die verpflichtende Nutzung von BIM bei öffentlichen Bauprojekten ab 2020. Innovative Unternehmen warten nicht auf staatlich verordnete Maßnahmen. Sie haben längst den Nutzen von BIM verstanden. Dabei verfolgen die Protagonisten teils gleiche, teils aber auch völlig unterschiedliche Ziele. So will der Bauherr sein Gebäude in geplanter Zeit zu geplanten Kosten fertiggestellt haben. Das Bauunternehmen will Kosten senken und Prozesse straffen. Der Bauzulieferer will sicherstellen, dass er bei BIM-Ausschreibungen ganz vorn mit dabei ist. Bei den frühen Einsteigern wächst sogar der Umsatz, da sie innovativer als ihre Mitbewerber sind und sich ihnen durch BIM neue Zielgruppen und Absatzkanäle erschließen. Last but not least die Planer, die durch eine BIM-gerechte Planung Zeit sparen und Fehler reduzieren wollen bzw. können. Sowohl große Planungsunternehmen und Errichter als auch kleine Ingenieurbüros haben den BIM Dschungel betreten und sich ihren Weg durch den Dschungel gebahnt.

In der bereits zitierten Studie von Feuertrutz sind die Top 6 Gründe für die Nichteinführung von BIM:

  • 50,7 % Noch keine Anforderungen durch Auftraggeber,
  • 44,8 % fehlendes Fachwissen,
  • 36,5 % Abstimmungsprobleme mit angrenzenden Gewerken,
  • 31,0 % hohe Software Kosten,
  • 28,6 % geringer Entwicklungsgrad BIM Software,
  • 22,7 % fehlende BIM Daten von Brandschutz-Produkten.

Bemerkenswert ist die erste Aussage. Mehr als der Hälfte der Planer, Genehmiger, Bauunternehmen, Prüfer und Betreiber warten auf die Anforderung vom Auftraggeber. Interessanterweise beschäftigen sich die Innovatoren mit BIM, ohne dass diese möglicherweise konkrete Anforderungen ihrer Auftraggeber haben. Dies betrifft alle Beteiligten der Bauindustrie, also Bauunternehmen genauso wie Planer, Hersteller oder Betreiber. Auch wenn man heute über maximale Kundenzentriertheit spricht, ist es unabdingbar, nicht der Zufriedenheitsfalle zu erliegen. Es gilt nicht darauf zu warten, dass die Anforderungen kommen, sondern sich mit der Digitalisierung und den Konsequenzen intensiv auseinanderzusetzen. Fast die Hälfte der Befragten nennt als weiteren Hinderungsgrund das fehlende Fachwissen. Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen ist das ein großes Thema.

Jeder fünfte Befragte nennt als Hinderungsgrund die fehlenden BIM-Daten von Brandschutz Produkten. Die Produkthersteller stehen vor diversen Fragestellungen. BIM Daten werden gefordert. Doch welches Format, welche Detailierungsstufe? Wie können die digitalen Zwillinge tagesaktuell vorgehalten werden? Wie werden die Informationen intern aufbereitet? Erstellt man die BIM-Daten intern oder zieht man einen externen Partner hinzu? Wo bietet man BIM-Daten seinen Kunden zum Download an? In den meisten Fällen äußert sich der Planer kaum im Detail, was er eigentlich benötigt. Manchmal weiß er es selber noch nicht genau. Das bedeutet, dass der Hersteller seine Gestalterrolle übernehmen sollte und aktiv seine Kunden und Planer unterstützt. Basierend auf einer BIM-Strategie kennt er die relevanten Kontaktpunkte und die Anforderungen seiner Kunden. Dadurch kann er eine ganz neue Beziehung zu seinen Kunden, Planern und langfristig auch zu den Gebäudebetreibern aufbauen. BIM bedeutet nicht nur Arbeiten an einem digitalen Modell, sondern vor allen Dingen auch Kollaboration. Eine Selbstverständlichkeit im unternehmerischen Alltag, leider noch eine Ausnahme in vielen Bauprozessen. Doch erst durch die transparente Zusammenarbeit aller Beteiligter wird der volle Nutzen durch BIM spürbar.

Quelle (17)

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