Baurechtsreport 2023: TÜV-Verband ermittelte so viele Brandschutz-Mängel wie noch nie
Der TÜV-Verband, zu dessen Mitgliedern auch die TÜV SÜD AG gehört, hat sich einen Namen als Interessenvertretung der Technischen Überwachungs-Vereine in Deutschland und Europa gemacht. Sein jährlich erscheinender Baurechtsreport ist unter anderem auch ein wichtiger Indikator für die Qualität des vorbeugenden Brandschutzes in Deutschland.
So enthält der aktuell vorliegende Baurechtsreport 2023 für Sonderbauten eine deutliche Warnung: Jede fünfte Brandmeldeanlage und jedes vierte Rauchabzugssystem weist wesentliche Mängel auf. Dies ist die höchste Mängelquote über alle Anlagetypen seit Jahren.
Höchste Mängelquote seit zehn Jahren
Viele Sonderbauten, wie Hochhäuser, Hotels, Kliniken und Schulen, haben dem Report zufolge Brandschutz-Defizite und sollten hinsichtlich des Zustands von sicherheitsrelevanter Haustechnik regelmäßig von unabhängigen Sachverständigen überprüft werden. Insbesondere bei Brandmeldeanlagen, Rauch- und Wärmeabzugsanlagen, Lüftungsanlagen oder bei der Sicherheitsbeleuchtung steht deren Funktionsbereitschaft im Brandfall auf dem Prüfstand. Denn mehr als jede vierte Anlage (26,5 Prozent) wurde bei der Prüfung durch den TÜV mit „wesentlichen Mängeln“ beanstandet – 0,6 Punkte mehr als im Vorjahr und der höchste Wert seit zehn Jahren, als der Baurechtsreport erstmals veröffentlicht wurde. Bei 45 Prozent der geprüften Anlagen wurden „geringfügige Mängel“ ermittelt. Als wirklich „mängelfrei“ hingegen erwiesen sich lediglich 28,5 Prozent der überprüften Elektro- und Gebäudetechnik.
Bei sieben von neun Anlagetypen ist die Mängelquote gestiegen. Besonders brisant schnitten Brandmeldeanlagen (22,1 Prozent), Rauch- und Wärmeabzugssysteme (26,7 Prozent) und Lüftungsanlagen (34,6 Prozent) als wesentlich mängelbehaftet ab. Für diese Anlagen konnten vorerst keine Prüfbescheinigungen vergeben werden. Als Datenbasis für den Baurechtsreport dienten Prüfberichte der im Jahr 2022 überprüften knapp 69000 Anlagen im laufenden Betrieb und von mehr als 13000 vor Inbetriebnahme.
Eine Vielzahl an Ursachen
Diese besorgniserregende Zunahme von Mängeln resultiert nach Einschätzung der TÜV-Sachverständigen aus der immer komplexer werdenden Haustechnik, dem Zeit- und Kostendruck auf Baustellen und nicht zuletzt dem Fachkräftemangel. Auch sei eine Vielzahl an Vorgaben der unterschiedlichsten Rechtsgebiete einzuhalten. Wenn Anlagen von verschiedenen Gewerken installiert wurden, ist deren reibungsloses Zusammenspiel im Brandfall immer eine Frage der Abstimmung zwischen den ausführenden Firmen. Der TÜV-Verband rät, bereits in der Planungsphase Sachverständige zu kontaktieren und auf die Vorteile einer digitalen und daher vernetzten Bauplanung zu setzen. Und an die Politik gerichtet: Vorgaben aus mehreren Rechtsgebieten sollten für eine verbesserte Sicherheit vereinfacht und zusammengeführt werden. Das Resümee von Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands: „Der Brandschutz in Deutschland ist auf einem hohen Niveau. Dennoch ist der Trend bei den Mängeln der Sicherheitstechnik seit einigen Jahren negativ.“
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