Die nachhaltige Alternative: Baumaterial aus Pilz-Myzelien mit hervorragenden Brandschutzeigenschaften
Gebäudebrandschutz ist auch eine Frage des Baumaterials. Schwer entflammbare Baustoffe sind allerdings nicht immer so nachhaltig wie gewünscht. Asbest oder PBDE etwa erfüllen Sicherheitsfunktionen, sind aber gesundheitsgefährdend und auch ökologisch bedenklich. Nun zeigt ein Forscherteam der RMIT University in Melbourne einen Weg auf, wie sich Brandvermeidung und Nachhaltigkeit in einem fortschrittlichen Baumaterial vereinen lassen: Pilzgeflechte als leichte, ungiftige und biologisch abbaubare Baustoffe, die schwer entflammbar sind.
Labortests stimmen optimistisch
Die australischen Wissenschaftler behandelten Myzelien von Ständerpilzen (Basidiomycota) mit Natriumhydroxid, wodurch sich deren Chitingehalt in Chitosan umwandelte. Aus den so präparierten und anschließend getrockneten Myzelien pressten die Forscher feine Scheiben, die optisch an Gouda-Schnittkäse erinnern. Diese Myzelschichten wurden für kurze Zeit einer Stichflamme von 800 Grad Celsius ausgesetzt. Dies bewirkte, dass die so erhitzte Scheibe Feuer fing und sich sofort wieder von selbst löschte.
Das verkohlte Chitosan der Oberfläche bildet nach dieser „Feuerprobe“ eine schützende Schicht, die die gesamte Myzelscheibe vor weiterer Zerstörung durch Feuer bewahrt. Diese eindrucksvolle Entdeckung dürfte global für wertvolle Impulse sorgen, nach alternativen Baumaterialien mit besonderen Brandschutzeigenschaften zu suchen. Wegen des langsamen Wachstums der in Down Under untersuchten Ständerpilze ist eine industriell nutzbare Massenproduktion derzeit noch nicht möglich.
Myzel-Dämmplatten aus Großbritannien
Dass Myzel-Geflechte als Baumaterial keine Utopie sind, zeigt das britische Unternehmen Biohm. An der Themse werden bereits Dämmstoffe aus anderen Pilz-Myzelien produziert, die vollständig regenerativ sind und in ihren bauphysikalischen Qualitäten synthetische Baustoffe übertreffen. Bei der Herstellung der Myzelien auf biologischem Abfall aus der Landwirtschaft werden große Mengen CO2 gebunden. Nach Angaben von Biohm ist die Wärmeleitfähigkeit dieses Materials aus Pilzfäden geringer als die von EPS und XPS. Im Brandfall wird eine schnelle Ausbreitung der Flammen verhindert. Es treten keine giftigen Gase aus. Der natürliche Baustoff ist flammenhemmend und unterbietet die Wärmeabgabe der genannten synthetischen Materialien. Auch in puncto Langlebigkeit sind diese Myzel-Dämmplatten ein Gewinn. Werden sie nicht mehr gebraucht, lassen sie sich durch Kompostieren entsorgen.
Ein zukunftsfähiges Baumaterial
Pilzmyzelien bestehen aus mit einer gelartigen Substanz überzogenen Proteinen, Zuckerstoffen und Chitinfasern. Dieser besondere Aufbau macht sie hoch flexibel, sodass sie nahezu beliebig geformt, gepresst und gedehnt werden können. Dadurch ergeben sich vorteilhafte Eigenschaften als Isolier- oder Verpackungsmaterial. Mit nur einem Spatenstich in der Erde eines Pilzbestands lassen sich kilometerlange Myzel-Verwurzelungen aufdecken. Biohm kombiniert sie bei der Herstellung von Dämmplatten mit einem biologischen Material aus Bioabfall und einem pflanzlichen Bindemittel. Im Sommer 2023 startete die britische Firma mit der Vermarktung ihrer fortschrittlichen Dämmplatten in Europa. Und auch weitere Unternehmen arbeiten schon an der Nutzung von Myzelien als schwer entflammbares Baumaterial.
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