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Waldbrände in Europa: Doch die Löschflugzeuge der EU sind veraltet und marode

Griechenland, Portugal, Süditalien und Südfrankreich, Teile des Balkans – in Europa toben im Sommer regelmäßig Waldbrände in unzugänglichen Regionen. 2023 brannte auf dem Kontinent eine Gesamtfläche von der Größe Luxemburgs. Vielfach lässt sich das Brandgeschehen oft nur durch den Einsatz von Löschflugzeugen eindämmen. Aber gerade mit Löschflugzeugen hat Europa ein ernst zu nehmendes Problem.

Und es ist nicht davon auszugehen, dass unter der Einwirkung des Klimawandels die Waldbrandgefahr niedriger würde – im Gegenteil, wie Studien hervorheben. Aber welche flugtechnischen Möglichkeiten zur Brandbekämpfung gibt es in der EU?

Wenn EU-weit kein Löschflugzeug verfügbar ist

Aktuell existiert eine Flotte aus 28 Maschinen des kanadischen Amphibienflugzeugtyps CL-415 „Super Cooper“, die auf zehn EU-Mitgliedstaaten verteilt sind. Das sind vielfach bewährte Löschflugzeuge. Auf ihnen lasten derzeit alle Anforderungen der Brandbekämpfung aus der Luft im EU-Raum. Alternativen bieten höchstens private Unternehmen mit eigenen Löschflugzeugbeständen – wenn diese Kapazitäten überhaupt verfügbar sind. Nun hat ein Großteil dieser CL-415 bereits ein Vierteljahrhundert und sogar mehr auf den Tragflächen. Es kam schon vor, dass Maschinen am Boden bleiben mussten, weil sie gerade in Reparatur waren. Neben flugzeugtypischen Verschleißerscheinungen ist insbesondere Korrosion ein häufiger Mangel. Die vielen Landungen zur Wasseraufnahme im Meer führen zur Rostbildung durch aggressives Salzwasser. Erst kürzlich musste sich Portugal mit zwei Leih-Flugzeugen aus Marokko behelfen, weil im eigenen Land und in der EU kein startbereites Löschflugzeug aufzutreiben war.

Maschinen aus Kanada lassen auf sich warten

Die Europäische Kommission will dem gegensteuern und mit einem Etat von 600 Millionen Euro den Kauf neuer Löschflugzeuge ermöglichen. Der weltweit einzige Hersteller von Flugzeugen, die sich zur Brandbekämpfung einsetzen lassen, ist DeHavilland aus Kanada. Doch der hat Schwierigkeiten, seine erst 2022 wieder angelaufenen Produktion wieder flott zu machen. Denn der CL-415-Nachfolger, die DHC-515, wird seit 2015 nicht mehr hergestellt. Viele Abnehmer sind in der Vergangenheit abgesprungen, weil sie kostengünstiger andere Flugzeugtypen umrüsteten. Voraussetzung für eine neuerliche Produktion von DHC-515 wäre eine Mindestbestellung von 20 Maschinen. Deshalb haben sich mit Spanien, Frankreich, Portugal, Kroatien und Italien mehrere EU-Staaten zusammengetan und eine Sammelbestellung abgegeben. Hinzu kommt eine Bestellung durch die EU selbst. Wie DeHavilland ankündigte, sei aber mit einer ersten Lieferung nicht vor Ende 2027 oder Anfang 2028 zu rechnen. Weil in der Vergangenheit von kanadischer Seite immer wieder Termine verschoben wurden, herrscht in der EU Skepsis. Europa sucht fieberhaft nach eigenen Lösungen.

Der Monopolist hat eine Lücke geschaffen

Nun denkt man auch in Europa über Alternativen nach. In der Vergangenheit hat DeHavilland den Markt für Löschflugzeuge aber so stark dominiert, dass sich neue Entwicklungen oder Umbauten kaum rentiert hatten. Weil der weltweite Markt aber zu klein ist, winken die großen europäischen Flugzeugbauer ab. Kleine Unternehmen, wie Hynaero und Roadfour, sind eingesprungen und arbeiten als erfolgversprechende Start-ups daran, diese europäische Lücke in der Brandbekämpfungsfähigkeit zu schließen. Aber auch die von ihnen entwickelten Löschflugzeuge werden wohl frühestens 2030 einsatzbereit sein. Und so muss vorerst weiter mit veralteter und maroder Technik aus der Luft gelöscht werden.

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