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Häufigere Dürreperioden – eine Herausforderung für den Brandschutz

Eine Auswirkung des Klimawandels sind extreme Dürreperioden. In Deutschland waren solche Trockenphasen bislang sommerliche Ausnahmeerscheinungen. Mit der zu befürchtenden Häufung von Dürren steht auch der Brandschutz vor einer immensen Herausforderung.

Viele Brände bei langer Trockenheit

Im Hitzejahr 2022 verbrannte dreimal so viel deutscher Wald wie im sonstigen Jahresdurchschnitt: 2.400 Brände vernichteten über 3.000 Hektar. Solche negativen Rekordwerte waren in der Folgezeit zwar nicht mehr zu verzeichnen – das Risiko von Waldbränden in trockenen Nadelwäldern aber bleibt. Nicht viel anders sieht es in der Landwirtschaft aus. Ein Funke genügt, um auf einem erntereifen Getreidefeld einen verheerenden Flächenbrand auszulösen.

Heißgelaufene Motoren von Traktoren oder Mähdreschern sorgen beispielsweise auf Portalen wie agrarheute für Meldungen wie „Unzählige Brände bei Ernte: Landmaschinen und Felder in Flammen“. Viele Beiträge über Bandereignisse in ganz Deutschland nennen horrende Schäden. Teilweise sind Flächen bis zu 50 Hektar betroffen. Und immer ist lang anhaltende Trockenheit ein Teil des Problems.

Ökosysteme verändern sich

Dürre trocknet Pflanzen aus und macht sie leichter entzündlich. Bei einem Brand begünstigt eine trockene Umgebung aber auch eine rasche Ausbreitung durch Hitzestrahlung und Funkenflug. Sinkt der Grundwasserspiegel hitzebedingt, verlieren Pflanzen ihre Widerstandsfähigkeit. Der Boden trocknet aus und verhärtet, was die Aufnahme von Regenwasser erschwert.

Kehren Dürrezeiten wieder, können sich ganze Ökosysteme wandeln. Wälder passen sich mit neuen Arten an. Diese kommen besser mit der Hitze zurecht, sind aber weniger robust gegenüber Waldbränden. Das betrifft insbesondere große Waldareale, wie den Schwarzwald oder den Bayerischen Wald, trockene Heidelandschaften und vor allem die Kiefernwälder im Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.

Brandschutz braucht neues Herangehen

Extremes Wetter fordert in Sachen Brandschutz ein Umdenken. Nach großflächigen Bränden im Harz erarbeitet etwa die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Göttingen (HAWK) gemeinsam mit Bandschutz-Experten aus dem Nationalpark und den niedersächsischen Landesforsten ein zeitgemäßes Brandschutzkonzept für einen landkreis- und besitzübergreifend organisierten Brandschutz.

Neben klassischen Maßnahmen, wie der Schaffung von Pufferzonen, Schutzstreifen und der Reduzierung der Brandlast, ist die Land- und Forstwirtschaft gefragt: Sollen gezielt neue und resistentere Arten angesiedelt werden? Wie können durch gezielte Eingriffe gefährdete Landschaften an Widerstandskraft gewinnen? Wo lässt sich bei angrenzenden Gebäuden und in der Infrastruktur mehr Brandsicherheit erzielen?

Forderung nach nationaler Strategie

Auch die Feuerwehr steht vor der Aufgabe, Brandschutz in Dürregebieten effizienter zu organisieren. Ein Hauptproblem dabei ist die trockenheitsbedingte Knappheit von Löschwasserressourcen im Einsatzgebiet. In Deutschland wird IQ FireWatch genutzt, ein System zur Früherkennung von aufsteigendem Rauch. Auf der anderen Seite gibt es – wie auf dieser Plattform berichtet – einen ernst zu nehmenden Mangel an tauglichen Löschflugzeugen in ganz Europa. Einsatzkräfte allein werden das in den kommenden Jahren wohl unvermeidlich steigende Brandrisiko durch Dürreperioden nicht bewältigen können.

Laut der derzeit aktuellsten bundesweiten Waldbrandstatistik verbrannten 2023 rund 77 Prozent der Fläche aus ungeklärten Ursachen, 14 aus Fahrlässigkeit. Diese wiederum lässt sich auf Camper, Kinder und Waldspaziergänger zurückführen. Die Verhinderung von Bränden in Dürrezeiten ist damit auch ein Thema für noch umfassendere Prävention durch Aufklärung. In Fachkreisen mehren sich zudem die Stimmen, die eine nationale, von unabhängigen Spezialisten getragene Waldbrandstrategie fordern.

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