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Wie funktionieren Brandschutz und Brandbekämpfung bei Windkraftanlagen?

Inzwischen ist die Zahl der Windräder in Deutschland auf rund 30.000 angewachsen. Um nachhaltigen Strom zu erzeugen, drehen sie sich in Höhen von nicht selten über 100 Metern. Sie können aber auch gut und gern doppelt so hoch in den Himmel ragen. Aber wie ist unter diesen räumlichen Bedingungen der Brandschutz gewährleistet? Und wie können Brände in solch luftiger Höhe überhaupt bekämpft werden?

Kontrollierte Brände in schwindelerregender Höhe

Die gute Nachricht zuerst: Nach Angaben des Bundesverbands Windenergie liegen Brände bei Windrädern im Promillebereich. Lediglich fünf bis zehn solcher Vorkommnisse werden jährlich gemeldet. Doch gibt es noch keine statistische Erfassung von Bränden in Windkraftanlagen. Passiert es einmal doch, prägt sich ein starker visueller Eindruck ein: Die Flammen in großer Höhe und die über viele Kilometer sichtbare Rauchentwicklung eines brennenden Windrads haben etwas Spektakuläres. Doch ein Brandgeschehen hoch über dem Erdboden ist nicht nur eine Zerstörung von Sachwerten in Millionenhöhe – benachbarte Waldflächen, Stoppelfelder oder Siedlungen sind in vielen Fällen ebenfalls gefährdet. Denn wo Windräder stehen, ist meist wenig Löschwasser vorhanden.

2019 brannte in Lahr bereits zum zweiten Mal das Rotorblatt eines Windrads. Der Feuerwehr blieb nichts anderes übrig, als Maßnahmen zu ergreifen, um einen Waldbrand zu verhindern. Das Windrad selbst konnte wegen seiner Höhe nicht gelöscht werden und brannte über mehrere Stunden kontrolliert ab. Weil herabfallende brennende Teile über einige Hundert Meter im Gelände verstreut waren, kamen Wärmebildkameras in Drohnen und Hubschraubern zum Einsatz. Nur so konnten die gefährlichen Glutnester am Boden unschädlich gemacht werden.

Brandgefahr durch Blitze

Die Ursache für die meisten Windradbrände sind offenbar Blitzeinschläge aufgrund der exponierten Bauweise. Denn selbst der Einsatz von Blitzableitern kann keinen hundertprozentigen Schutz garantieren. Aber auch technische Defekte an elektrischen Einrichtungen, Funkenflug durch Bremsenverschleiß oder unsachgemäß ausgeführte Wartungsarbeiten können zu Bränden in Windkraftanlagen führen. Brände entstehen dann in der sogenannten Gondel des Windrads, im Turm, in der Umspannstation oder wie bei unserem Beispiel in den Rotorblättern. Diese sind eine Glasfaser-Kunststoff-Konstruktion, die im Brandfall ihre Spuren im Umfeld zurücklässt, was wegen der durch Landmaschinen in den Boden eingearbeiteten Kleinstteile zu Umweltschäden führen kann.

Löschsysteme an der Windrad-Gondel

Umso wichtiger ist der technologische Brandschutz. Mit einer herkömmlichen Feuerwehr-Drehleiter ist bei Windrädern nicht viel auszurichten. An deren hoch gelegenen Gondeln lassen sich aber Löschsysteme fest installieren, die eine Brandentwicklung erkennen und das Feuer selbsttätig löschen können. Dies geschieht etwa mit Stickstoff. Andere Systeme versprühen eine Löschflüssigkeit aus Düsen. Eine gesetzliche Auflage für den Ansatz dieser Löschsysteme gibt es lediglich, wenn die Windkraftanlage in der Nähe eines Waldes steht. Darüber hinaus gelten voneinander abweichende länderspezifische Regelungen. Wer ein Windrad betreibt, muss kein Löschwasser bereithalten. Das ist Sache der Gemeinde. Weil aber an den meisten Standorten von Windkraftanlagen die Löschmittelversorgung problematisch ist, kann deren Errichtung mit der Baugenehmigung an Verpflichtungen gebunden sein – etwa zur Bereitstellung bestimmter Löschressourcen.

WEA NIS liefert Brandschutz-Informationen

Für ganz Deutschland gibt es das Notfallinformationssystem für Windenergieanlagen (WEA NIS). Über dieses Register können Einsatzkräfte im Fall des Falles wichtige Daten über die Lage und technische Besonderheiten einer Windkraftanlage gewinnen.

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