Brandschutz in Deutschland wird immer teurer

„Brandschutz als Kostentreiber“, „Millionen Mehrkosten“, „Ausgaben für Brandschutz verdoppeln sich“ – mediale Schlagzeilen wie diese werfen ein Licht auf eine Schattenseite des Brandschutzes: die Kostenfrage. Bauherren und Kommunen klagen immer häufiger über die finanzielle Hürde, die zeitgemäßer Brandschutz in vielen Fällen darstellt.

Sicherheit kostet deutlich mehr

Im Stadtrat von Wittingen in der Altmark sah man bei der Beschlussfassung lange Gesichter. Aus den für den Kauf eines Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeugs (HLF) 20 eingeplanten 450.000 Euro wurden schließlich 530.000 Euro. 2014 kostete eines dieser Fahrzeuge die Stadt noch lediglich 283.000 Euro. 2017 kaufte die Stadt Wittingen für die Ortsfeuerwehr eine Drehleiter für 630.000 Euro – bereits sechs Jahre später lagen die Angebote bei 1,1 Millionen Euro. Die Medienportale sind voll von ähnlichen Meldungen. Der Bau und die Sanierung öffentlicher Gebäude, von Schulen oder Krankenhäusern verursachen immer höhere Kosten für den Brandschutz.

Furcht vor dem Risiko hat zugenommen

Forscht man nach den Ursachen, kommen viele Brandschutzexperten auf eine erste schlichte Antwort: Angst. Das allgemeine Interesse am Thema Brandschutz hat stark zugenommen. Behörden haben Großbrände, wie im Londoner Grenfell Tower, im Hinterkopf, wenn das Thema Brandschutz diskutiert wird. Viele Kommunen reagieren mit einer Zunahme von Kontrollen aus Angst vor Haftung im Brandfall. Also muss alles unternommen werden, um Risiken auszuschließen. Diese erhöhte Sensibilität würden Anbieter, so die Meinung von Branchenkennern, immer öfter für ihren Geschäftserfolg nutzen.

Brandschutzplanung nicht immer optimal

Aber auch viele Bauingenieure und Architekten sehen sich mit einem gestiegenen Risikobewusstsein konfrontiert. Die Vernachlässigung der Kosteneffizienz aus Furcht vor möglichen Negativfolgen bei einem Bauvorhaben muss aber nicht zwangsläufig zu besseren Brandschutzmaßnahmen führen – die eigentliche Kostenexplosion ergibt sich dann vielfach aus der Umsetzung. Das ist beispielsweise der Fall, wenn im Rahmen des Werkvertragsrechts kategorisch für einen Sonderbau Brandmeldeanlagen mit Vollschutz geplant werden, um „auf Nummer sicher“ zu gehen. Außer den durch die Praxis womöglich ungerechtfertigten Mehrbeschaffungskosten für die Höchstzahl an Rauchmeldern stellt auch deren Wartung eine finanzielle Mehrbelastung dar.

Solche Kalkulationen können leicht auftreten, wenn Brandschutzgutachter keine lückenlose Expertise haben und aus Prinzip die aufwendigste, aber auch teuerste Maßnahme einplanen. Das Know-how und die Erfahrung der Experten von TÜV SÜD können in so einem Fall den Unterschied machen.

Einhaltung rechtlicher Anforderungen wird strenger überprüft

Nicht nur eine in der Sache überzogene Brandschutzplanung ist kostenintensiv. Kommen wir auf unser eingangs genanntes Beispiel zurück. Solche Kostensteigerungen von Einzelprodukten sind nicht unbedingt der Hauptgrund für die allgemeine Kostensteigerung im Brandschutz. Die gestiegene Nachfrage kann jedoch punktuell durchaus eine Investition in neue, teure Technik alternativlos machen. Häufig ist Lobbyismus aufseiten der Hersteller der eigentliche Kern des Problems.

Was die baurechtlichen Anforderungen an den Brandschutz betrifft: Diese wurden im Grunde genommen seit über 60 Jahren nicht wesentlich verschärft. Heute werden sie aber deutlich kompromissloser umgesetzt. Behörden sehen sich noch viel stärker als früher in der Pflicht, auf Bauherren im Sinne der Einhaltung bestehender Vorschriften einzuwirken. Das bedeutet zuerst einmal ein Plus an Sicherheit. Der Überwachungsdruck durch die Behörden und der Einsatz neuer Brandschutztechnologien verursachen in der Summe allerdings höhere Baukosten. Wenn man so will, beruht die Kostensteigerung im Brandschutz damit zu einem guten Teil auch auf der strengeren Einhaltung gesetzlicher Vorgaben. Wenn ein Bauvorhaben vor einigen Jahren günstiger im Brandschutz war, könnte es also auch an einer damals laxeren Handhabung von Brandschutzauflagen gelegen haben. Und wenn heute bei Sanierungen horrende Mehrkosten fällig werden, dann sind diese nicht selten auf eine Nachbesserung von seinerzeit vernachlässigten Standards zurückzuführen – nur zu den Preisen von heute.